DIE VERBANDSLIGA MITTE VOR DEM START – FCE, Pohlheim und VfB Marburg vorne erwartet
Frankenberg – Nur noch 17 Teams anstelle von 18 und weit und breit kein „Überflieger“ vom Schlage des jüngsten Meisters TSV Steinbach II in Sicht. Die Fußball-Verbandsliga Mitte kommt in der neuen Spielzeit wesentlich ausgeglichener daher.
Dass der TSV Steinbach II am Ende den Hessenligaaufstieg schaffen würde, war bereits früh in der Vorsaison zu erkennen. Die Lehre für alle vermeintlichen Experten, die sich auf den VfB Marburg, den FC Ederbergland oder Turabdin Babylon Pohlheim als Titelträger festlegten, ist einfach. Auch in der neuen Saison spielt die nominelle Stärke der Kader in Verbindung mit der individuellen Klasse eine wichtige Rolle. Entscheidend wird aber sein, wer sich konstant als Team präsentiert und damit vermeintliche Vorteile der Konkurrenz zumindest ausgleicht.
Rasch wird sich eine Vierklassengesellschaft herausbilden. Der ersten Klasse und damit der Premiumgesellschaft der Liga, gehören der FC Ederbergland als Vize der Vorsaison, Turabdin Babylon Pohlheim sowie der VfB Marburg an. Sollte der FC Ederbergland von Verletzungspech verschont bleiben und bekommen die Waldeck-Frankenberger eine ähnliche Konstanz rein, wie zuletzt, dann fahren sie den Meistertitel ein.
Zweiter und damit Teilnehmer an den Aufstiegsspielen, wird Tuba Pohlheim. Die Pohlheimer hielten ihre erfahrene Achse in Person von Gino Parson, Kevin Rennert und Ahmet Marankoz. Präsentieren sie sich endlich einmal als Team, zeigen sie taktisch und menschlich Disziplin, dann steht am Ende die Vizemeisterschaft.
Ganz vorne mitspielen wird auch der VfB Marburg unter seinem neuen Trainer Fabio Eidelwein. Ederbergland und Pohlheim sind stärker einzuschätzen als der VfB, weil Marburg zwar über reichlich individuelle Klasse verfügt, allerdings Zeit benötigen wird, um einige gute, aber nicht leicht zu führende Spieler, zu einem echten Team zu formen.
Der vierte Platz geht an den FV Biebrich, der die zweite Leistungsstufe der Verbandsliga anführt. Der Klub aus dem größten Stadtteil der hessischen Hauptstadt hat aus der verkorksten Vorsaison gelernt. Zu vielversprechenden Talenten gesellen sich erfahrene Topspieler, die bereits früher in Biebrich waren oder über Hessenligaerfahrung verfügen.
Nicht viel schlechter sind die SF/BG Marburg als Fünfter bestückt. Für weiter nach oben reicht es am Zwetschenweg nicht, weil die Blau-Gelben zwar gegen jeden Kontrahenten der Klasse mithalten können, weil aber eben auch jedem mehrwöchigen Hoch ein unerklärliches, teilweise länger andauerndes Tief, folgt. Im Entwicklungsprozess der Mannschaft ist dies freilich eingepreist.
Platz sechs geht an den SV Niedernhausen, der die klassische „Wundertüte“ bildet. Siebter wird Hessenligaabsteiger SV Zeilsheim, der zahlreiche qualitativ hochwertige Abgänge verkraften muss und der vor einem Konsolidierungsjahr steht.
Auch für den Achten, den FV Breidenbach, gilt analog dem SV Zeilsheim, dass man bei wenig Verletzten und rascher Entwicklung der Youngster ein, zwei Ränge klettern kann, bei gegenteiligem Verlauf aber auch auf die zweistelligen Plätze rutschen kann.
Der dritten Klasse gehören der Neuling VfL Biedenkopf als Neunter, der Zehnte SG Kinzenbach sowie der Elfte, der SC Waldgirmes II, an. Biedenkopf weist nach 70 (!) Jahren Verbandsligaabstinenz nicht nur den Hunger eines begeisterungsfähigen Umfelds auf, sondern besitzt auch eine erfahrene, höherklassig gestählte Achse sowie in Vladi Kovacevic einen Chefcoach, der mit allen Wassern gewaschen ist.
Die SG Kinzenbach leistete sich mit Peter Bätzel einen neuen Trainer, den großes Fachwissen auszeichnet. Obwohl die SG mit Ufuk Ersentürk einen Leader an Eintracht Lollar verlor, ist der Kader qualitativ gut. Sicher aber nicht gut genug für mehr, weil der eigene Unterbau mit einer B-Liga-Mannschaft nicht viel hergibt und weil der Kader außerhalb der ersten Elf qualitativ sowie quantitativ nicht stark genug ist.
Der SC Waldgirmes II kämpfte in der Vorsaison lange gegen den Abstieg. In der Lahnaue hat man aus den Fehlern gelernt. Man wird mehr Akteure aus dem großen Kader der Hessenligamannschaft einsetzen.
Die vierte Klasse kämpft den sportlichen Existenzkampf. Allein der Klassenerhalt zählt bei bis zu fünf Direktabsteigern und einem Relegationsteilnehmer für den RSV Weyer, den FC Waldbrunn, Rückkehrer FC Dorndorf, die Spvgg. Eltville sowie für die SG Walluf und den Aufsteiger Juno Burg.
Letzterer kann mit reichlich Teamgeist und dem Attribut einer verschworenen Gemeinschaft Berge versetzen. Der SSC hat eine Chance auf den Ligaerhalt, wenn sich kein großes Verletzungspech einstellt. Derbys wird es reichlich geben.
Neun der 17 Vereine kommen aus der Region Gießen-Marburg, was relativ kurze Anreisen ermöglicht. Fünf Klubs sind der Region Wiesbaden zugehörig und drei Vereine kommen aus dem Fußballkreis Limburg-Weilburg. Im Gegensatz zur Vorsaison, als das sportliche Niveau in Hessens zweithöchster Fußballklasse überschaubar blieb, herrscht Hoffnung auf ein höheres Leistungsvermögen.