„Ein charakterlich gute Truppe“ – Trainer-Duo im Interview

Der FC Ederbergland steht vor dem ersten Spiel der neuen Saison.

Unser neues Trainer-Team, Clemens und Steffen, gaben Wilfried Hartmann im Interview ihren Blick auf den Start beim FCE und die ersten Erkenntnisse der Vorbereitung.

 

Allendorf/Eder – Fußball-Verbandsligist FC Ederbergland setzt mit Clemens Drescher und Steffen Schäfer erneut auf ein Trainerduo. Die beiden kommen vom VfB Wetter und hatten den Gruppenligisten sieben Jahre lang trainiert. Beim FCE suchen beide nun eine neue Herausforderung. Seit dem 2. Juli steht die Mannschaft in der Vorbereitung für die neue Spielzeit, die am 6. August mit dem Auswärtsspiel bei der SG Walluf startet. Über den Stand, ihre Eindrücke und die Erwartungen sprachen wir vor der Saison mit den Übungsleitern, die sich „riesig freuen, dass wir beim FCE sind und diese Mannschaft trainieren“.

Herr Drescher, Herr Schäfer, fühlen Sie sich im FCE angekommen?

Schäfer: Nein, noch nicht ganz. Es gibt noch ein paar Sachen, die geklärt werden müssen. Da sind einige Abläufe noch nicht so, wie wir uns das vorstellen. Es müssen noch einige Dinge festgezurrt werden. Das wundert aber nach so kurzer Zeit nicht.

Betrifft das das Umfeld oder auch die Mannschaft?

Schäfer: Sowohl als auch.

Wo sehen Sie Ihre Stärken und was sind Ihre Schwächen?

Schäfer (lacht): Schwächen hab ich keine. Ich bin auch nicht ungeduldig. Stärken sehe ich im Coaching, während des Spiels, in der Vorbereitung auf das Spiel und im Training.

Drescher: Ich bin strukturiert in meiner Arbeit, was Spiel-und Trainingsvorbereitung angeht. Auch in der Nachbereitung sehe ich eine Stärke. Über Schwächen redet man nicht so gern.

Wäre Ihnen der Aufstieg in die Hessenliga lieber gewesen?

Schäfer: Wir waren uns einig, dass wir es so nehmen, wie es kommen würde. Natürlich hätten wir den Aufstieg angenommen, was eine Wahnsinnsaufgabe gewesen wäre. Aber wir fahren mit der Verbandsliga sehr gut. Eine Liga höher hätte der Kader noch punktuell verstärkt werden müssen. Das wäre in der kurzen Zeit schwer geworden.

Was sagen Ihre Familien zu dem zeitlichen Mehraufwand?

Drescher: Bevor ich zugesagt habe, habe ich das mit meiner Frau besprochen. Sie hat gesagt: Wenn du das machen willst und Spaß daran hast, dann mach es.

Schäfer: Bei mir war es ähnlich. Eigentlich wollte ich nach dem Engagement bei VfB Wetter pausieren. Die Familie sollte mehr im Vordergrund stehen. Der Jüngste ist erst neun Jahre alt. Clemens und ich wollten aber irgendwann noch mal was in der Richtung machen. Als das Angebot kam, gab es auch bei mir zuhause grünes Licht.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom Kader?

Drescher: Die ersten Eindrücke haben wir gesammelt, seit wir als Trainer feststanden, also während der Schlussphase der Vorsaison. Es war schnell klar, dass es eine charakterlich gute Truppe ist, die in der Defensive sehr gut organisiert ist und in der Offensive Individualisten hat, die Spiele entscheiden können. Die Trainingsarbeit bestätigt das, inklusive der Neuzugänge, die sofort Lunte gerochen haben und in die Mannschaft wollen.

Wie soll die Zusammenarbeit mit der U23 aussehen? Werden die Kader getrennt?

Schäfer: Da die Mannschaften von der Spielklasse eng beieinanderliegen, gibt es keinen Grund die Teams zu trennen. Da sind zwei hervorragende Trainer mit denen man super gut zusammenarbeiten kann. Man kann auch mal bei bestimmten Aufgaben trennen, aber im Grunde wollen wir alles beisammenhalten.

Drescher: Es gibt bewusst keine Teilung, weil die Gruppe gewachsen ist. Es wäre komplett fehl am Platz jetzt in eine andere Richtung zu reiten. Und die Spieler fühlen sich auch am wohlsten dabei. In den Abschluss-Trainingseinheiten, wenn der Kader für das Spiel benannt wird, muss man auch mit dem Kader gesondert arbeiten. Wir wollen auch ganz bewusst den Spielern der U 23 signalisieren: Die Tür steht auf. Wer von der ersten in die zweite Mannschaft geht, soll zudem auf keine fremde Mannschaft treffen.

Was machen Sie anders, als noch beim VfB Wetter? Ist überhaupt etwas anders?

Schäfer (lacht): Wir müssen weiter fahren. Gleich ist, dass wir enormen Wert auf Kameradschaft legen. Anders, besonders für Clemens, ist, dass man nicht mehr alles um die Ohren hat, dass sich beim FCE der Sportvorstand um Vieles kümmert. Man kann sich mehr auf den Trainerjob konzentrieren.

Haben die Neuzugänge Verbandsliga-Niveau?

Drescher: Ja. Justin Six hat klares Verbandsliga-Niveau und auch mehr. Jan Runzheimer und Jonathan Gamarca haben es letzte Saison in Biedenkopf als Stammspieler bewiesen. Pascal Blank war der zweitbeste Torjäger der Gruppenliga. Er hat hier andere Mitspieler und er hat Ehrgeiz bis zum-geht-nicht-mehr. Eric Fuchs hat Potenzial ohne Ende und Fynn Butterweck hat seine Tauglichkeit in Willingen schon unter Beweis gestellt. Er ist spielerisch sehr hoch veranlagt.

Wen von den Abgängen hätten Sie gern im Kader gehalten?

Schäfer: Alle haben ihre Stärken. Ingo Miß aber hätte ich am ehesten gehalten. Er hat Erfahrung und hätte, wie Michael Möllmann bei der U23, in der Kabine und auf dem Platz den jüngeren Spielen gezeigt, wo es lang geht. Menschlich auf jeden Fall ein Verlust.

Hätten Sie noch personell nachgebessert?

Schäfer: Wenn überhaupt hätte ich gern einen defensiven Linksfuß gehabt. Aber wir sind mit dem Kader sehr zufrieden.

Wer von Ihnen hat wo seinen Schwerpunkt?

Schäfer: Clemens kümmert sich verstärkt um die Trainingsvorbereitung.

Und wer macht die Ansagen an der Linie, in der Kabine, in der Halbzeit?

Drescher: Da wechseln wir uns ab. Es ist ein Move von uns, dass sich die Spieler nicht zu sehr auf einen von uns fokussieren können.

Sind Sie sich immer einig? Wenn nein, was dann?

Drescher: Wir sprechen uns permanent ab. Da sind wir auch schon mal unterschiedlicher Meinung. Wir sind Manns genug: Einer steckt dann zurück, wenn der andere mit seinen Argumenten überzeugen kann. Dann gehen wir immer mit der gleichen Ausrichtung in das Spiel. In unseren Ansprachen sind wir sehr klar. Wir bieten so Vielseitigkeit und für die Mannschaft viel Input.

Welches Spielsystem bevorzugen Sie? Gibt es eine Umstellung?

Drescher: 4-1-4-1 ist unser Ding. Wir haben aber auch viel 4-2-3-1 gespielt. Das könnte auch hier Mittel der Wahl sein, um vor der Abwehr noch etwa stabiler zu stehen. Die technisch starken Spieler auf der Zehn kann man so besser zur Geltung bringen, wenn sie nicht so viel Defensivarbeit verrichten müssen. Wir sind auch nicht abgeneigt, mal eine Dreierkette auszuprobieren. Da wird aber nichts übers Knie gebrochen. Bevorzugt ist aber 4-1-4-1 mit hoch anlaufenden Achtern. Auf jeden Fall sind wir im Zentrum sehr stark aufgestellt.

Worauf kann sich der Fan einstellen und freuen?

Schäfer: Letztendlich ist es wichtig, dass man erfolgreich Fußball spielt. Der Zuschauer ist wichtig. Wichtiger ist es aber, dass die Mannschaft sich wohlfühlt. Wir müssen den Zuschauern kein Spektakel bieten. Wenn wir die Spiele gewinnen und sind unter den ersten Fünf, dann kommen auch die Zuschauer.

Wer sind die Favoriten?

Schäfer: Steinbach II, Zeilsheim, SF BG Marburg, Hadamar und Pohlheim.

Wie lautet das Saisonziel?

Schäfer: Das wird mit der Mannschaft kommuniziert, was nicht bedeutet, dass dies vor dem ersten Spiel ist. Es geschieht aber nicht öffentlich.