Elefanten-Hochzeit im oberen Edertal oder Hochzeit der Lokalrivalen – so lauteten im Januar 1997 die Schlagzeilen auf den Lokalsportseiten. Knapp zwei Monate später, am 18. März 1997, war der FC Ederbergland geboren. Wir erinnern an die Fußball-Fusion vor 25 Jahren.

Allendorf-Eder – Schauplatz der Gründungsversammlung des neuen Fußball-Clubs Ederbergland war der große Saal des Allendorfer Bürgerhauses. Dort schlossen sich die Fußballsparten des SV Allendorf und des TSV Battenberg zum neuen Verein zusammen. Nur gut eine Stunde und 15 Minuten dauerte die ungewöhnliche Eheschließung.

Nach der Versammlung trugen sich insgesamt 119 Anwesende in die Mitgliederliste des FC Ederbergland ein. Einen „historischen Augenblick“ nannte das Geschehen damals vor 25 Jahren Kurt Biebighäuser vom gleichnamigen Autohaus. „Eine solch hohe Beteiligung ist sicher eine gesunde Basis für den neuen Club“, sagte der Autohaus-Chef und einer der drei Hauptsponsoren des neuen FCE.

Die Vorgeschichte

Eine Satzungsänderung des Hessischen Fußball-Verbands (HFV) vom Sommer 1996 ermöglichte es Vereinen, auch ab der Landesliga zusammenzuarbeiten. Der Passus Fusion öffnete nun auch dem Landesligisten SVA und den „Bären“ als Oberligist diesen Weg, ihre bisherigen Vereine zu verlassen und einen neuen zu gründen. „FC Obere Eder“, so hieß damals der vorläufige Projekttitel. Der neue Verein hatte damit das Recht, in der jeweils erreichten höchsten Klasse weiterzuspielen.

Eckhard Arnold, Fußball-Abteilungsleiter des TSV Battenberg, und Claus Junghenn, in gleicher Funktion beim SV Allendorf, waren die maßgeblichen Ideengeber und Vorantreiber eines Zusammenschlusses. Für Arnold war das vorrangige Ziel „eine wettbewerbsfähige Oberligamannschaft“, allein im TSV Battenberg sei das nicht mehr möglich. Und Junghenn mochte „eine erste Adresse in Sachen Fußball sein“, im Senioren- wie im Jugendbereich.

Votum Stamm-Vereine

Die Fußball-Abteilungen beider Stammvereine sagten zwar schließlich Ja zur Fusion, doch beim SV Allendorf stand die Abstimmung auf Messers Schneide: 29 Mitglieder stimmten für den Zusammenschluss, 27 waren dagegen, 16 enthielten sich.

Viel positiver endete das Votum in Battenberg: Mit 65 Ja- und 10 Nein-Stimmen (drei Enthaltungen und vier ungültige Stimmen) stimmte die TSV-Abteilung der Vereinsehe zu.

Was nun noch fehlte, war der Beschluss der beiden Generalversammlungen bei TSV und SVA. Und wenige Tage später gaben dann auch die Allendorfer überraschend deutlich grünes Licht für den Zusammenschluss: 105 Ja-Stimmen gegen 39-Nein-Stimmen (10 Enthaltungen) bedeuteten eine klare Mehrheit. Vor allem Kurt Biebighäuser und SVA-Vorsitzender Robert Amend hatten mit engagierten Statements für eine Fusion wohl die Stimmung in Allendorf gedreht. Wie erwartet, machte schließlich als letztes die Generalversammlung des TSV Battenberg den Weg zum Zusammenschluss frei: Mit 47 Ja- und ohne Gegenstimme bei 6 Enthaltungen war die Fusion bei den Bären genehmigt.

Der erste Vorstand

An die Spitze des neuen FCE wird als Vorsitzender Eckhard Arnold gewählt; sein Stellvertreter wird Claus Junghenn, beide erhalten ein eindeutiges Votum.

Schatzmeister wird Reinhard Briel, der schon Kassenwart bei den Allendorfer Fußballern war. Im Verwaltungsrat sind unter anderem mit Dr. Martin Viessmann, Kurt Biebighäuser und Wilfried Ringler (Sauerland Fertighaus) die drei Hauptsponsoren vertreten.

Die sportliche Leitung

Am Tag der Vereinsgründung belegte der TSV Battenberg in der Oberliga Hessen einen Abstiegsplatz; in der Landesliga Mitte hatte der SV Allendorf den Klassenerhalt so gut wie sicher.

Die Gründung des FC Ederbergland, der als seine Vereinsfarben Rot-Weiß-Blau in Anlehnung an die ehemaligen Vereine gewählt hatte, hatte auf die Auf- und Abstiegsregelungen in den betroffenen Ligen dennoch keine Auswirkungen, wie der damalige Bezirksfußballwart Armin Keller erklärte (siehe Artikel unten).

Der erste Trainer des FCE wird in der Saison 1997/98 Karl-Heinz Griese, bis dahin Coach des SV Allendorf. Der Verwaltungsbeamte bei der Stadt Bad Wildungen, damals 52 Jahre alt, erhält einen Einjahresvertrag, doch der neue Verein strebt eine langfristige Zusammenarbeit mit dem A-Lizenz-Inhaber an. „Wir müssen alle offen miteinander umgehen“, fordert Griese, schließlich waren die „Bären“ und der SVA zuvor jahrzehntelang Konkurrenten.

Erster Sportlicher Leiter des FCE wird Wolfgang Werth, der Coach der „Bären“. Der damals 37-Jährige gehörte seit seiner Jugend dem TSV Battenberg an und machte den Battenberger Aufstieg in die Oberliga mit. Ein Kreuzbandriss zwang den Lehrer auf den Trainerposten. Im September 1995 hatte Werth als Coach der „Bären“ die Nachfolge von Eckhard Arnold angetreten.

Zu Werths neuen Aufgaben zählen Unterstützung der Trainer – Michael Arnold übernahm die zweite FCE-Mannschaft – sowie Management-Aufgaben und der Einbau der Jugendspieler in die Seniorenelf.

Gegner der Fusion

Vor allem auf Allendorfer Seite wurden kritische Stimmen zur Fusion laut. Ihre Befürchtung: Es könne der finanzielle Kollaps drohen, wenn sich zum Beispiel nach einem Jahr ein Hauptsponsor zurückziehen würde.

Das Problem bei den Senioren: Bei einem Zusammenschluss der beiden ersten Mannschaften würde etwa 10 bis 15 Spielern der Sprung in die neue erste Mannschaft nicht gelingen. Diese Kicker würden sich einen neuen Verein suchen, weil sie nicht in der zweiten oder dritten Mannschaft des neuen Klubs spielen wollten. Auch bei der Jugendarbeit drohten Probleme.

Kurz vor der Gründungsversammlung des neuen Vereins versuchten die Gegner, beim DFC Allendorf unterzukommen. Spieler der dritten Mannschaft fragten dort an, ob sie in der kommenden Saison für den DFC in der Kreisliga B spielen könnten. Diesen Weg wollte auch die A-Jugend des SVA, damals trainiert von Michael Traute, gehen. Das Ansinnen wurde jedoch vom damaligen DFC-Vorsitzenden Axel Feyerabend abgelehnt. Der DFC wolle sich auf den Mädchen- und Damenfußball konzentrieren und nicht in Konkurrenz zu dem neuen Verein treten.

Die Ziele des FCE

An erster Stelle der mittelfristigen Ziele des neuen Vereins stand damals, eine überdurchschnittliche Oberligamannschaft zu formen. Talentierte Spieler der Region sollten an den Verein gebunden werden. Die Stärkung der Jugendarbeit sei ein weiteres hehres Ziel, wie heimische Talente zu höheren Aufgaben zu befähigen.

Dr. Martin Viessmann formulierte es 1997 im HNA-Interview so: „Wir wollen keine Profis, sondern weiter eine Amateurmannschaft unter besseren finanziellen Voraussetzungen. Wir wollen eine Mannschaft im oberen Edertal bilden, die erfolgreich in der Oberliga mitspielt und wo für die Jugend Perspektiven geschaffen werden.“